Darum solltest Du eine Praktikumsstelle vergeben
Es ist Anfang Oktober und damit hat letzten Monat ein neues Lehrjahr für angehende Diätassistent*innen begonnen. Dementsprechend bekomme ich auch wieder vermehrt Bewerbungen um eine Praktikumsstelle.
Da wir Anfang Dezember unser erstes Kind erwarten, werde ich dieses Jahr niemanden mehr annehmen. Häufig kommt dann die Frage, wann ich denn wieder anfange und meine Antwort lautet ganz klar: weiß ich nicht! Ich lasse es mir wirklich offen wann ich in welchem Umfang und mit was wieder anfange zu arbeiten. Deshalb behaupte ich jetzt einfach mal, dass ich auch nächstes Jahr keine Praktikumsstelle vergeben werde.
Dennoch ist es mir wichtig, unsere angehenden Kolleg*innen zu unterstützen. Aus meiner Ausbildungszeit weiß ich noch, wie schwer es war, eine Praktikumsstelle in der Beratung zu bekommen. Aber da gab es auch noch kein Corona. Denn was uns Corona deutlich gezeigt hat: es geht auch alles online. Aber dazu gleich mehr.
Im heutigen Blogpost möchte ich also ein wenig die Werbetrommel für Praktikant*innen rühren. Übrigens gibt es die nicht nur in der Diätassistent*innen-Ausbildung, sondern es kommen auch ab und zu Anfragen von Studierenden.
Beim Schreiben habe ich gemerkt, dass das Gendern sehr zu Lasten der Lesbarkeit geht. Deshalb habe ich mich für den folgenden Text dazu entschieden nur noch das generische feminin zu verwenden. Hiermit sind ausdrücklich alle Geschlechteridentitäten gemeint.
Wenn ein*e Praktikant*in bisher keine Option für dich war, kann ich dich heute vielleicht umstimmen! 🙂
„Ich kann keine Praktikantin nehmen, ich habe ja gar nicht genug Arbeit“
In diesem Satz stecken schon zwei Denkfehler. 1. dass du komplett ausgelastet sein müsstest, um eine Praktikumsstelle vergeben zu können und 2. dass es für Praktikantinnen relevant wäre, wie viel Arbeit du hast.
Es ist eigentlich sogar gut, wenn du am Tag mal etwas Luft hast, um dich mit deiner Praktikantin auszutauschen. Jede Arbeit, die für dich ansteht ist etwas Neues und spannendes für deine Praktikantin. Erinner dich einmal daran, wie viel du in der Ausbildung oder im Studium zur Beratung und zur Selbstständigkeit gelernt hast. Ich jedenfalls war für jeden Input in diese Richtung sehr dankbar.
Deshalb ist es Praktikantinnen auch nicht wirklich wichtig, wie viel Arbeit du gerade auf dem Tisch hast, sondern welche Einblicke du geben kannst.
„Ich kann keine Praktikantin nehmen, was soll ich ihr denn schon zeigen?“
Überlege, was dich selbst an der Arbeit anderer interessiert oder vor Beginn deiner Selbstständigkeit oder Arbeit in der Beratung interessiert hätte. Du kannst nicht nur von deinem Tag und aktuellen Projekten erzählen.
Du kannst Beispielsweise auch Einblicke in deinen Werdegang geben. Deine Überlegungen teilen, wie du neue Kundinnen akquirieren möchtest. Ihr könnt über deine aktuellen Unterlagen schauen oder neue Projekte brainstormen. Über deine Gedanken zu deinem letzten Newsletter sprechen und überlegen, was im Nächsten stehen könnte. Selbes gilt für Postings auf Instagram, Beiträge auf Facebook oder deine Homepage.
Gib einfach Einblicke in deine bisherigen Erfahrungen und sei offen für Vorschläge und Ideen deiner Praktikantin. Glaub mir, von „den jungen Hüpfern“ können wir auch Einiges lernen.
Von den "jungen Hüpfern" können wir auch Einiges lernen!
„Ich kann keine Praktikantin nehmen, weil ich keine Zeit habe mich 8h um jemanden zu kümmern“
Musst du auch nicht! Lerne deine Arbeit (und zum Teil auch dich) neu kennen und schau, was du eigentlich abgeben kannst.
Erzähl deiner Praktikantin von einer deiner letzten Beratungen und lass sie selbstständig die Folgeberatung vorbereiten. Gib einen Umfang (mit oder ohne Handout, mit oder ohne Einbinden von Whiteboard / Lebensmittelkarten / etc) vor und lege fest, bis wann du ein Ergebnis möchtest. Und schon ist deine Praktikantin einige Stunden beschäftigt.
Das Ergebnis könnt ihr dann zum Beispiel auch noch besprechen. Und ob du es dann 1:1 so in deiner Beratung umsetzt, bleibt ja dir überlassen. Oder du lässt es sie direkt selbst umsetzen.
Andere Aufgaben zum vergeben wären beispielsweise Social Media Posts gestalten und Texten lassen, Newsletter oder Blogposts schreiben lassen, Handouts überarbeiten, Präsentation erstellen oder überarbeiten, Flyer designen oder aber auch Statistiken erstellen.
Dinge, für die du im Alltag vielleicht sonst weniger Zeit oder Lust hast. Erkläre genau, wozu du was brauchst, wie du dir das Ergebnis vorstellst und teile deine eigenen Gedanken und Einfälle dazu. Und dann gib deiner Praktikantin Zeit und Raum um kreativ zu werden und ins Umsetzen zu kommen.
Überlege mal für dich: wie wertvoll ist diese Möglichkeit? Die Möglichkeit heraus zu finden was ihr liegt, was ihr Spaß macht, aber auch, was ihr vielleicht für später überhaupt nicht taugt.
Glaub mir, deine Praktikantin wird wahnsinnig viel für ihren weiteren Weg daraus für sich ziehen können!
Überlege mal für dich: wie wertvoll ist diese Möglichkeit? Die Möglichkeit heraus zu finden was ihr liegt, was ihr Spaß macht, aber auch, was ihr vielleicht für später überhaupt nicht taugt.
„In meiner Nähe gibt es keine Praktikantinnen“
Corona hat uns definitiv gezeigt, dass eigentlich alles auch online geht. Selbes gilt für Praktikumsstellen. Und das bedeutet nicht, dass ihr täglich 8h über Zoom kommunizieren müsst. Im Gegenteil. Trefft euch morgens, besprecht den Tag, verteilt Aufgaben und dann geht jeder von euch seinen Aufgaben nach. Am Ende des Tages verabredet ihr euch noch einmal um Ergebnisse und Geschehnisse zu besprechen und gut ist.
Natürlich kann deine Praktikantin auch an Beratungen, Vorträgen oder Meetings teilnehmen. Das ist ganz dir überlassen. Denk nur bitte daran bei jedem Termin alle Beteiligten zu fragen, ob es ok ist, wenn deine Praktikantin mit anwesend ist.
„Ich kann keine Praktikantin nehmen, weil sie bei mir nichts Neues lernt“
Abgesehen davon, dass wir schon geklärt haben, dass du bis heute schon so viel Erfahrungen gemacht hast, die du teilen kannst, möchte ich dir noch einen anderen Impuls geben.
Was glaubst wo ich mehr gelernt habe? In meinem 10-wöchigen Küchen-Praktikum in dem ich täglich morgens Brötchen belegt habe, Mittags Bandabnahme gemacht und am Nachmittag Besteck sortiert habe? Oder im zweitätigen Austausch mit einer Kollegin die bereits seit einigen Jahren selbstständig war? Überraschung: in den zwei Tagen!
Jede Erfahrung die du teilst, jeder Gedankengang, jeder Einblick den du in deinen Werdegang gibst, in deine Buchhaltung, dein Marketing, deine Abrechnung, deine Vor- und Nachbereitung von Beratungen, deine Unterlagen ist Gold wert! Und da ist manchmal an einem Tag mehr gelernt als in vier Wochen Praktikum wo anders.
Sorry, soll jetzt kein Küchenpraktikums-Shaming werden, allerdings hab ich dazu einfach meine ganz eigene Meinung und vor allem meine wenig prickelnden Erfahrungen, weswegen ich das so ganz offen und ehrlich einfach behaupten kann.
Solltest du bisher noch keine Praktikantin gehabt haben, dann solltest du jetzt den Beginn des neuen Ausbildungsjahres nutzen und dem Ganzen eine Chance geben. Viele Beratungs-Praktika gehen nur zwei oder vier Wochen. Ich würde sagen, dass ist doch ein Zeitraum in dem du das Ganze mal testen kannst. Vielleicht ist es wirklich nichts für dich, vielleicht findest du ja aber Gefallen daran.
Wenn du dich dafür entscheidest, melde dich gerne in meiner Facebook-Gruppe „Ernährungsfachkräfte auf Erfolgskurs“ mit einem Beitrag, dass du Platz für eine Praktikantin hast. Denn alle Bewerbungen die ich gerade ablehnen muss, leite ich an diese Gruppe weiter. Außerdem werde ich es auf Instagram nach diesem Blogbeitrag noch einmal teilen, dass alle, die eine Praktikumsstelle suchen oder eine zu vergeben haben, sich gerne in der Gruppe melden sollen.
Mir ist es einfach super wichtig, dass mehr angehende Ernährungsfachkräfte eine richtig coole Praktikumsstelle und ganz verschiedene Einblicke bekommen. Ich hätte mir das für mich nämlich auch gewünscht! Außerdem ist das eine tolle Gelegenheit, Kolleginnen (auch in Schulen) kennen zu lernen und auch für später einen Kontakt und Ansprechpartner zu haben.
Viel Erfolg und alles Liebe,
Katha